Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei, wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen
es bleibet dabei: die Gedanken sind frei.
Ich denke, was ich will und was mich beglücket,
doch alles in der Still' und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren kann niemand verwehren,
es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!
Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker,
das alles sind rein vergebliche Werke;
denn meine Gedanken zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei: Die Gedanken sind frei.
Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen
und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen, stets lachen und scherzen
und denken dabei: Die Gedanken sind frei.
Um 1780 wurde der Text zum ersten Mal auf Flugblättern
veröffentlicht. Im Zeitraum zwischen 1810 und 1820 wurde zum ersten Mal eine Melodie aufgeschrieben und in dem Buch „Lieder der Brienzer Mädchen“, das in Bern erschienen ist, gedruckt. Im Jahr
1842 wird die Weise in dem Buch „Schlesische Volkslieder“ von Hoffmann Richter veröffentlicht.
Der Grundgedanke des Liedes findet sich jedoch schon im 13.Jahrhundert bei Freidank und Walther von der Vogelweide („Sind doch Gedanken
frei“). Während der Deutschen Revolution (1848/1849) und der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wurde das Lied verboten.